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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 168

1911 - Erfurt : Keyser
— 168 — oder Gesetze der Sitte und toller Uebermnt der Mächtigen" kennzeichnen die Rokokozeit, die Zeit Ludwigs Xv. von Frankreich, in dem fast alle damals lebenden Fürsten ihr Vorbild sahen.' Gleich ihm suchten sie, sich das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Wie in einem steten Rausche mußten ihnen die Tage, von denen jeder „neue Lustbarkeit, neue Zerstreuungen, neue Torheiten" zu bringen hatte, vergehen. Alles diente ihnen nur zum Zwecke des Vergnügens. Schloß Molsdorf und sein Besitzer: Ein rechtes Muster jener leichtsinnigen Zeit war Graf Götter1) anf Schloß Molsdorf in Thüringen. Sein Andenken lebt heute noch im Volke. Noch immer ist das Schloß mit seinem Parke ein beliebtes Ziel der wanderlustigen Erfurter, zumal im Frühling. Dann durchschreitet mancher die Gänge des Parkes, schaut die Ueberreste ehemaliger Bildsäulen und bedauert, daß durch den Zahn der Zeit die Statuen geborsten und durch den Mangel an Pflege die Anlagen verwildert sind. Er ahnt aber nicht, daß er hier nur die Reste verschwundener Pracht schaut, jener Pracht, die einst Graf Götter mit feinem Kunstsinn sür seinen Landsitz in üppiger Fülle schus. Aeutzere Bauart: Um sich aus einem Leben nach strenger Hos-sitte in die Bequemlichkeit ländlicher Umgebung flüchten zu können, kaufte Graf Götter (1733) vom Prinzen Wilhelm von Sachsen- ^ Gustav Adolf Götter wurde am 26. März 1692 als Sohn des hzgl. Kammerrates Johann Michael Götter in Altenburg geboren. Er studierte mit gutem Erfolge in Jena und Halle die Rechte und etaatswiffenstiboften. Zu seiner weiteren Ausbildung unternahm er mit seinem Studienfreunde, dem Baron v. Münchhausen, Reisen ins Ausland. Später unterstützte er seinen Vater in Geschäften des gothaischen Hofes am Kaiserhofe in Wien und wurde hier durch seine Fähigkeiten im gesandtschaftlichen Verkehr, die Schönheit seiner Erscheinung und die Feinheit seines Auftretens bald die einflußreichste Persönlichkeit. Mit packender Beredsamkeit verstand der „donnernde Jupiter", seine Angelegenheiten zu vertreten und zu einem günstigen Abschluß zu führen. Der Kaiser und die Fürsten würdigten ihn ihres Vertrauens, belohnten seine Dienste aufs reichste und schmückten seinen bürgerlichen Namen mit Titeln und seine Brust mit Orden. 1724 erhob ihn der Kaiser in den erblichen Freiherrnstand, und König Friedrich Wilhelm I ernannte ihn zum preußischen Staatsrat und schlug ihn zum Ritter des schwarzen Adlerordens. Später wurde er sogar preußischer Minister am kaiserlichen Hofe, und König Friedrich Ii. ernannte den durch kaiserliche Huld inzwischen zum Reichsgrafen erhobenen Götter zum Oberhofmarschall und Geheimen Staats- und Kriegsrat in Berlin. Als solcher fiel ihm Die wichtige Aufgabe zu, Preußens Anspruch auf Schlesien in Wien endgültig zu regeln. Doch vermochten feine geschickten Verhandlungen, die er absichtlich in die Länge zog, ferne ausgezeichnete Beredsamkeit und selbst die Hilfe alter Freunde nicht, die Kaiserin umzustimmen. Er mußte binnen 48 Stunden Wien verlassen, und der Schlesische Krieg begann. König Friedrich, der die Erfolglosigkeit der Verhandlungen vorausgesehen hatte, hat Gotters Bemühungen trotzdem wohl gewürdigt; dankte er doch der hinzögernden Tätigkeit desselben Die Möglichkeit zur Festigung Der Kriegsstellung in Schlesien. Den Friedensschluß Des Siebenjährigen Krieges, Durch Den Schlesien Preußen als neue Provinz einverleibt wurde, sollte Graf Götter nicht mehr erleben. Am 28. Mai 1762 rief ihn Der Tod aus Dem Leben, Das ihm in reichem Maße Glück und Freude, aber auch manche Enttäuschungen und Seiden gebracht hatte.

2. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 115

1909 - Leipzig : Hirt
Vi. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms Ii. In dem Augenblicke, in dem der hochselige Kaiser Friedrich zur ewigen Ruhe einging, wurde nach dem preußischen und deutschen Erbrechte sein ältester Sohn Wilhelm Deutscher Kaiser und König von Preußen. Er ist der Schutzherr unsres Volkes in Krieg und Frieden. „Jede obrigkeitliche Gewalt ist von Gott", sagt die Heilige Schrift. Wir sind ihm daher Liebe, Ehrfurcht und Gehorsam schuldig. Kaiser-Wilhelm Ii. ist geboren am 27. Januar 1859. Vorbildung. Für seinen hohen Beruf wurde er gründlich und allseitig vorgebildet. Die wissenschaftliche Vorbildung des Kaisers. Gleich seinem Vater hat Wilhelm Ii. eine hohe wissenschaftliche Vorbildung genossen. Der Unterricht wurde nach dem Lehrpläne des Gymnasiums eingerichtet. Außerdem lernte der Prinz die englische Sprache. Im Herbst 1874 trat er in die Obersekunda des Gymnasiums zu Kassel ein. Dort saß er mit den Söhnen des Volkes auf den nämlichen Schulbänken und zeichnete sich durch Fleiß, Pünktlichkeit und Ordnungsliebe aus. Besondere Vorliebe zeigte er für die Geschichte. Mit seinen Mitschülern verkehrte er sehr freundlich. Im Sommer wohnte er auf dem Schlosse Wilhelms höhe in der Nähe von Kassel. Morgens um 7 Uhr ritt er von Wilhelmshöhe zum Gymnasium. Im Jahre 1877 bestand er die Reifeprüfung. Bei dieser Gelegenheit erhielt er eine Denkmünze zur Anerkennung seines Fleißes. Alljährlich werden am Gymnasium zu Kassel drei Denkmünzen an die drei fleißigsten Schüler verteilt. Vom Herbst 1877 bis zum Herbst 1879 studierte Prinz Wilhelm an der Hochschule zu Bonn am Rhein. Damit hatte die wissenschaftliche Vorbildung ihren äußern Abschluß erreicht. Durch diese Studien ist der Kaiser in den Stand gesetzt, sich auf jedem Gebiete des Wissens selbständig weiter zu bilden. Militärische Vorbildung. Nach der Sitte des preußischen Königshauses wurde Prinz Wilhelm mit dem 10. Lebensjahre zum Offizier ernannt. Während seiner Gymnasialstudien beteiligte sich der Prinz an militärischen Übungen nicht. Nachdem er das Gymnasium zu Kassel verlassen hatte, wurde er zum Oberleutnant im ersten Garderegiment zu Potsdam ernannt. Vom Februar bis zum Herbst tat er seinen Dienst wie jeder andre Offizier des Regiments. 8*

3. Deutsche Geschichte - S. 161

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Friedrichs Jugend. 161 4. Friedrich Ii. der Große. 1740—1780. Friedrichs Jugend. § 174. Friedrich wurde am 24. Januar 1712 auf dem Schlöffe zu Berlin geboren. Seine Mutter, die Königin Sophie Dorothea, war, wie Friedrichs I. Gemahlin, eine welfische Prinzessin. Zwei Ossizieren und einem Franzosen, Duhan de Jandun,der wegen seines hugenotti-^-hu»g. schen Glaubens aus seinem Vaterlande ausgewandert war und sich im Felde unter den Augen des Königs ausgezeichnet hatte, wurde die Erziehung des Prinzen anvertraut. Der König gab diesen Männern eine Instruktion, welche darauf hinauslief, daß sein Sohn zu einem guten Christen, zu einem guten Wirt und zu einem guten Soldaten erzogen werden solle. Bald aber lehnte sich der Sinn des Prinzen aus gegen die strenge, soldatische'zucht, gegen das Einerlei der militärischen Übungen, gegen die Fernhaltung alles dessen, was das Leben zu zieren vermag. Besonders zog ihn die französische Literatur an, die der Vater verachtete; zudem entwickelte sich in ihm eine starke Neigung zur Musik, und im Flötenspiel brachte er es unter der Anleitung des Dresdener Musikers Quantz bald zu hervorragenden Leistungen. So kam Friedrich in einen unheilvollen Gegensatz zu seinem Vater, der über das weichliche und verstockte Wesen des „Querpfeifers und Poeten" empört war; durch strenge Behandlung, ja durch Schläge suchte er den Eigenwillen des Sohnes zu brechen, entfremdete ihn sich aber dadurch nur noch mehr. Leider tat die königliche Mutter, die selbst unter dem harten Sinn ihres Gemahls litt, nichts, um den Sohn zum Vater zurückzuführen; vielmehr bestärkte sie ihn eher, im Verein mit der älteren und Lieblingsschwester des Prinzen, Wilhelmi-ne, der späteren Markgräfin von Bayreuth, in seinem Widerstände. Zumal seit einem Besuche, den Friedrich mit seinem Vater an dem ü^gen unsittlichenloft von Dresden machte, kam er auf Abwege. Der Zwang kmxväbchen Hofe wurde ihm allmählich unerträglich, und so faßte er den unseligen Entschluß, ins A u s - Der Fluchtland zu entweichen. Im Jahre 1730 begleitete er den Vater auf einer Reise ins Reich; bei dieser Gelegenheit sollte in der Gegend von Heidelberg die Flucht ausgeführt werden. Aber der Plan wurde durch einen Pagen, der mit im Geheimnis war, dem König verraten. Dieser führte im höchsten Zorn sofort den Sohn zu Schiff nach Wesel, wo er ihn zum ersten Mal verhörte; dann ließ er ihn nach Küstrin bringen und berief ein Kriegsgericht, um über ihn und seine 'Vertrauten das Urteil wegen Desertion zu fällen. Dieses lehnte ab über den Kronprinzen zu Neubauer. Geschichtl. Lehrbuch für Mädchensch. Ii. 6. Aufl. 11

4. Deutsche Geschichte - S. 168

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
168 Das Zeitalter des Emporkommens Preußens 1648 — 1786. Schweden trat dem Bunde bei, in der Hoffnung, die im Stockholmer Frieden verlorenen Teile Pommerns wiederzugewinnen. Ferner beschloß das deutsche Reich gegen ihn wegen seines Friedensbruches den Reichskrieg. Friedrich.friedrich hatte nur einen starken Bundesgenossen, England, das, solange William Pitt Minister war, ihm treu blieb und ihn mit Subsidiengeldern unterstützte; dazu kamen Hannover und einige kleinere deutsche Staaten. Friedrich besah, von den Besatzungstruppen abgesehen, für den Kampf im Felde ein Heer von 150 000 Mann. Es waren trefflich ausgebildete Leute, Krieger von Beruf, deren Tapferkeit der König oft in den ehrendsten Worten anerkannt hat, freilich zum guten Teile Ausländer und zur Desertion geneigt. Unter seinen Feldherren ragte hervor der bewährte und allgemein beliebte Feldmarschall Schwerin; demprinzenhein-rich hat sein königlicher Bruder nach dem Kriege das Zeugnis gegeben, er sei der einzige General, der keinen Fehler gemacht habe; noch größeren Ruhm sollten sich der Husarengeneral Hans Joachim von Zieten, dessen unbedingte Furchtlosigkeit und Pflichttreue aus einem tiefen und herzlichen Gottvertrauen entsprangen, und der kühne und frische Reiterführer S e y d -l i tz erwerben. Einer Welt in Waffen stand König Friedrich wie ein Held gegenüber. „Ich aber, dem Schiffbruch droht, Muß, mutig trotzend dem Verderben, Als König denken, leben, sterben." 'Er traf in einer Instruktion, die er einem seiner Minister übergab, die notwendigen Vorkehrungen für etwa eintretende Unglücksfälle. Falls er entscheidend geschlagen würde, so sollte die königliche Familie und der Staatsschatz je nach den Umständen nach Magdeburg, Küstrin oder Stettin gebracht werden; wenn er selbst fiele, so sollten „die Dinge ohne die geringste Veränderung ihren Fortgang nehmen" und seinem Bruder August Wilhelm, der als Thronfolger den Titel eines Prinzen von Preußen erhalten hatte, die Huldigung geleistet werden. „Wenn ich", fährt er fort, „da« Unglück haben sollte, in die Hände des Feindes zu fallen, so verbiete ich, daß man auf meine Person die geringste Rücksicht nehme; sollte mich ein solches Unglück treffen, so will ich mich für den Staat opfern, und man soll meinem Bruder gehorchen, welcher so wie alle meine Minister und Generäle mir mit seinem Kopse dafür haften wird, daß man weder eine Provinz noch einen Heller für mich opfern und den Krieg mit Verfolgung der eigenen Vorteile fortsetzen wird, gleich als wenn ich nie auf der Welt gewesen wäre."

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 116

1902 - Karlsruhe : Lang
— 116 — gute Einvernehmen zwischen dem Kaiser Napoleon und König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen dauerte nur kurze Zeit, weil Napoleon seine Bundesgenossen mit Übermut und Verachtung behandelte. Ter preußische Staat hatte damals nicht mehr die innere Stärke wie in den Zeiten Friedrichs des Großen. König Friedrich Wilhelm Iii. war ein wohlwollender, und gewissenhafter Regent; allein seine vornehmsten Ratgeber waren zum Teil leichtsinnige und unfähige Männer, so besonders der Minister Haugwitz. Das preußische Heer hatte eine Stärke von 200 000 Mann; allein seine Ausbildung war seit dem großen Friedrich nicht fortgeschritten; die Generäle waren zum größten Teil alte, auch unfähige Männer, die jüngeren Offiziere, ausschließlich von Adel, waren wohl tapser, aber auch leichtfertig und übermütig. Der gemeine Mann hatte die alte Tüchtigkeit bewahrt; aber die Ausbildung der Soldaten war mehr für den Paradeplatz, als für das Schlachtfeld geeignet. Das Schlimmste war, daß man in verblendetem Stolze aus die Siege Friedrichs des Großeu das preußische Heer für unüberwindlich hielt und darum einen Krieg zwischen Preußen und Frankreich je eher je lieber herbeiwünschte. Im Sommer 1806 stellte Friedrich Wilhelm Iii. an Napoleon die Forderung, daß ein Bund der norddeutschen Staaten unter Preußens Führung errichtet werde, und daß die französischen Truppen aus Süddeutschland abziehen sollten. Da Napoleon diese Forderung abwies, wurde der Krieg erklärt. Mit Preußen waren nur der Kurfürst von Sachsen und der Herzog von Weimar verbunden. Ein Heer von 150 000 Mann rückte unter dem Oberbefehle des 75 jährigen Herzogs von Braunschweig gegen den Thüringer Wald, um die Franzosen am Marsch durch das Tal der Saale zu hindern. Der Herzog nahm mit der einen Hälfte des Heeres Stellung bei Weimar, die andere entsendete er unter dem Fürsten von Hohenlohe gegen Jena. Alle Anordnungen waren aber so schlecht getroffen, daß die größte Verwirrung entstand. Unerwartet schnell überstiegen die Franzosen den Thüringer Wald. Am 10. Oktober erlitt die preußische Vorhut eine Niederlage -bei Saalfeld; ihr Befehlshaber, der tapfere Prinz Ludwig Ferdinand von Preußen, starb Den Heldentod. Am 14. Oktober wurde das eine der preußischen Heere bei Jena, das andere bei Auerstädt, drei Stunden von Jena, besiegt. Die preußischen Soldaten kämpften mit der größten Tapferkeit; aber die Generale hatten den Kopf verloren, und dadurch wurde die Verwirrung so groß, daß bedeutende Heeres-abteilnngen von der Flucht mit fortgerissen wurden, ehe sie einen Schuß getan hatten. Der Herzog von Braunschweig wurde durch einen Streifschuß am Kopf schwer verwundet und

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 101

1902 - Karlsruhe : Lang
101 Leichtsinn, Trägheit, Verschwendung waren dem König verhaßt. Er hielt streng aus Zucht und pünktlichen Gehorsam sowohl bei seinen Untertanen, als 'auch bei seinen Kindern und bestraste Übertretungen seines Willens oft mit grausamer Härte. 5. Von Friedrich dem Großen. Friedrich Wilhelms I. strengen Sinn hat niemand mehr kennen gelernt, als sein später so berühmt gewordener Sohn Friedrich Ii. Der König gab sich alle Mühe, seinen Nachsolger zu einem Manne zu erziehen, wie er selbst war; er sollte ein guter ^Christ, ein gewissenhafter Regent, ein tapferer, abgehärteter Soldat werden. Allein als Friedrich Ii. heranwuchs, zeigte er keinen Gefallen an den Lieblingsneigungen seines Vaters. Er liebte die Wissenschaften und Künste, las gerne die Schristen französischer Dichter, machte selbst französische Verse und blies die Flöte; an schönen Hoskleideru hatte er mehr Freude, als an der knappen Uniform, und das Tabakskollegium mit seinen derben Unterhaltungen war ihm ein Abscheu. Außerdem ging er gern mit leichtsinnigen jungen Offizieren dem Vergnügen nach und machte Schulden. Der König war hierüber furchtbar erzürnt; er war überzeugt, daß sein Fritz ein Taugenichts sei und schalt Friedrich der Große.

7. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 222

1902 - Karlsruhe : Lang
— 222 — Kaiser vergeblich. Er zog mit ihm, kämpfte tapfer in den Schlachten bei Smolensk und an der Moskwa und erfror auf dem Rückzüge Gesicht und Hände. Dann wurde er von Napoleon nach Danzig geschickt, und hier verteidigte er die Festung ein ganzes Jahr hindurch anss glänzendste. Als alle Hilfsmittel erschöpft waren, übergab er die Stadt 1814. Als Kriegsgefangener wanderte er nach Kiew in Rußland. Nach der Verbannung Napoleons auf die Insel Elba trat er in die Dienste Ludwigs Xviii. Als Napoleon aber in Frankreich wieder landete, ging er sosort zu ihm über. Doch erhielt er zu wenig Truppen und konnte deshalb nicht mit Erfolg den Verbündeten entgegentreten. Er zog sich nach Straßburg zurück und erhielt nach der Schlacht bei Waterloo von dem französischen Könige den Befehl, fein Heer zu entlassen. Rapp gehorchte dem Befehle und trat wieder in die Dienste Ludwigs Xviii. Dies erließ ihm feine Ämter und Würden und ernannte ihn zum königlichen Kammerherrn. Großmütig verzieh ihm eines Tages der König die Tränen, die er in seiner Gegenwart bei der Nachricht von Napoleons Tode vergoß. Er starb wenige Monate nach Napoleon aus seinem Landgute Rheinweiler in Baden unweit Basel. In seiner Vaterstadt Colmar liegt er begraben, wo ihm auch ein Standbild ans dem Rapp-Platze errichtet wurde. Außer der Tapferkeit wird an General Rapp besonders feine Milde gerühmt. Oftmals suchte er die strengen Befehle feines Herrn zu lindern oder führte dessen allzu harte Bestimmungen gar nicht ans. Durch rechtschaffenes, menschenfreundliches Benehmen glaubte er sich noch größeren Ruhm erwerben zu können, als durch siegreiche Schlachten.

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 539

1906 - München : Oldenbourg
112. Prinz Karl von Bayern. 539 Baviere«; so steht sein Bild in der Erinnerung derer, die ihn zu Beginn der zwanziger Jahre in Kreuth gesehen, wenn er neben dem Stuhle seines Vaters stand und dieser sachte den Arm um seine Hüfte legte. Die übrigen Kinder des Königs machten sich eben zu einem Ausflug auf den Weg. „Möchtest du mitgehen, Karl?" fragte ihn der Vater in seiner milden Weise. „Wenn du nicht recht gern mitgehen willst, dann bleib bei mir!" Und wie ein Freudenstrahl flog es über das Antlitz des guten Max, wenn sich der Sohn dann plaudernd bei ihm niederließ, er war ja vor allen anderen sein Liebling. Bis in die spätesten Jahre blieb ihm diese vornehme Schönheit eigen, aber sie war nur die äußere Erscheinungsform jenes fürstlichen Zuges, der durch sein ganzes Wesen ging. Noch unendlich entschiedener und prägnanter trat dieser Zug in seinen geistigen Eigenschaften, in feinem Charakter, in seiner Lebensgewohnheit hervor. All sein Denken und Fühlen war getragen vom Selbstbewußtsein seiner Würde, aber nicht nur der Rechte, sondern vielleicht noch mehr der Pflichten, die ihm diese Würde gab, war er sich bewußt. Er war vielleicht der reinste Typus jener echten Aristokratie, die immer mehr in unserer Zeit verschwindet; er war die lauterste Verkörperung der historischen Idee: noblesse oblige. Selbst in den kleinsten Beziehungen des täglichen Lebens betätigte sich dieser Zug; nicht nur im Sinne des Kavaliers, sondern im höchsten und besten Sinne des Wortes war er ein „ritterlicher Charakter". Auch denen gegenüber, die unter ihm standen, hat er niemals diese Noblesse vergessen, und wenn er die volle Ehrerbietung in Anspruch nahm, die seiner Stellung gebührte, so erwiderte er sie seinerseits durch jene feinfühlige und rücksichtsvolle Art, in der sich die Achtung vor den Menschen kundgibt. Kein geringschätziges Wort kam über seine Lippen, gegen hoch und niedrig wahrte er die gleiche Delikatesse und selbst der gemeine Mann fühlte die innere Vornehmheit heraus, die in diesem Benehmen lag. Seine Pünktlichkeit ist beinahe sprichwörtlich geworden, aber auch sie beruhte auf seiner rücksichtsvollen Natur, sie war ihm keine äußere, sondern eine innere Gewohnheit. Wenn er nur zehn Minuten später kam, als feine Ansage gelautet, so sandte er einen Diener voraus um den unfreiwilligen Aufschub zu melden und mehr als einmal entschuldigte er sich nach Wochen, wenn er Personen nicht ersannt und sie deshalb vielleicht weniger herzlich begrüßt als sonst. Einen Nachbar hatte er mündlich beruhigt, daß er ihm nicht die Aussicht durch Erhöhung einer gegenüberliegenden Scheuer verbauen werde, und als nach 30 Jahren der Neubau jener Scheune wirklich nötig war, da konnten die dringendsten Gründe der Zweckmäßigkeit ihn nicht bewegen das Dach auch nur um einen Zoll zu erhöhen. „Der Mann, dem ich es versprochen, ist zwar seit 15 Jahren tot und die ©einigen wissen viel-

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 302

1906 - München : Oldenbourg
302 57. Der Kurfürstliche Hofbaumeister Franz Cuvillies der Ältere. Amalienburg der Reichen Zimmer, des Residenztheaters und so vieler hervorragender Privatbauten Münchens, der Meister und Bahnbrecher des Rokoko in Altbayern. Die Cuvillies, die heute nur noch als schlichte Handwerker in dem belgischen Städtchen leben, waren vordem angesehen in Soignies. Sie gehörten zum Amtsadel und sind wohl hierdurch bald zu ihrem neuen Landesherrn in Beziehungen getreten. Wie dem auch sei, so viel steht fest, daß Max Emauuel um das Jahr 1706 den damals 11 jährigen Cuvillies in seinen Hofstaat aufnahm und zwar, wie der Sohn des Meisters erzählt, als Edelknaben. Doch die Akten berichten anders. Aus ihnen ergibt sich, daß der geniale Künstler an Körperbau ein Zwerg gewesen ist und daß wahrscheinlich dieser Umstand allein den Kurfürsten veranlaßte dem Knaben seine Aufmerksamkeit zuzuwenden. Es ist ein weiter Weg vom Hofzwergen bis zum Schöpfer der Amalienburg. Und daß die kunstsinnigen Wittelsbacher es gewesen, die ihm diesen Weg geebnet, die ihm das mühsame Emporringen aus kleinlichen, unfreien Verhältnissen erspart und ihn hinausgehoben zu menschenwürdigem Dasein und freier Künstlerschaft, das hat er ihnen nie vergessen. Jahrzehnte später, als er der weithin gefeierte Meister geworden und mehrere deutsche Fürsten ihm das Vierfache dessen boten, was er in Bayern als Besoldung genoß, wenn er sich entschließen würde München zu verlassen, da wies er alle diese glänzenden Anerbietungen zurück, trotzdem seine Vermögensverhältnisse mehr als bescheiden waren. In dem kleinen Manne scheint eben eine vornehme, großdenkende Seele gewohnt zu haben, der die Pflicht der Dankbarkeit für das, was ihm sein Gönner Gutes erwiesen, die erste Pflicht war. Und so widmete er unter drei Regenten sein reiches Können unserem Fürstenhause, für das er seine herrlichsten Werke geschaffen hat. Kurfürst Max Emannel war ein väterlicher Beschützer für den jungen Cuvillies, dessen hervorragende geistige Begabung er bald erkannte. Er ließ ihm eine glänzende Erziehung angedeihen und ernannte ihn, da er zuerst Jngenieurosfizier werden sollte, zum Fähnrich im Leibregimente. Als aber der Kommandeur gegen diese Verwendung mit dem Bedeuten Protest einlegte, daß Cuvillies als Zwerg diesem Elitekorps zu geringem Ansehen gereichen würde, da war der Kurfürst rasch entschlossen und sandte seinen Schützling nach Paris um ihn in der königlichen Bauakademie zum Architekten ausbilden zu lassen. Damit hat zwar das Leibregiment einen Leutnant verloren, München aber einen Cuvillies gewonnen. Als Cuvillies 1720 nach der französischen Hauptstadt kam, war er 24 Jahre alt. Es ist das Paris der Regencezeit, in das er versetzt wird, die Stadt mit ihrem tollen, lustigen Lebeu, ihren feinen, anmutigen Gesellschaften, den Börsenspekulationen, die das Geld in Menge aus den Markt werfen, das Paris, das vom Banne der würdevollen Etikette Ludwigs Xiv. befreit ans allen Gebieten

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 228

1906 - München : Oldenbourg
228 42. Charakterbild des Kurfürsten Maximilian I. Maximilians Arbeitsamkeit suchte ihresgleichen. Jeden Morgen um 4 Uhr begann er sein Tagewerk, in dem die Arbeit mehr mit Gebet und Andachtsübungen als mit Zerstreuungen wechselte. Der Fürst ist eine riesige Arbeitskraft, sagte Jocher 1619 zu Plessen, über alles muß ihm referiert werden, kurze und seltene Spazierfahrten, im Frühjahr etwa einmal die Reiherbeize, sind fast feine einzige Erholung. Soweit wir die Reihe der bayerischen Fürsten zurückverfolgen können, find er und fein Vater die ersten, die — aus Pflichtgefühl, nicht aus Mangel an Neiguug — der Jagd nicht leidenschaftlich frönten. Die größte Refreation dieses Fürsten, sagt Hainhofer 1)f sind schöne Pferde und Gestüte, Reiher- und Falkenbeize, „Gioie" oder Kleinodien, Kunst und Malerei und das Drehwerk, wie er denn selbst gar schone Sachen dreht. „Überflüssigem Essen und Trinken, Spielen, zu vielem Jagen, Ritterfpielen und anderen Bonitäten fragen Ihre Durchlaucht ritt nach, halten ein gutes Regiment, überlesen die Supplikatioues und andere Schriften zum Unterschreiben selbst, korrigieren selbst, dekretieren oft selbst und hör ich Ihrer Durchlaucht hohen Verstand und Judizinm von Räten und anderen sehr rühmen." An diesem Hofe, schildert der nämliche fcharfe Beobachter, ist treffliche, gute Ordnung in allen Sachen, schleunige Bezahlung, ein nüchternes, stilles und friedliches Leben. Der regierende Herr macht sich von all feinen Räten fürchten und lieben, „gibt gnet Filz aus" (Verweise), belohnts auch reichlich, machts hurtig und fleißig, ist früh und spät in der Arbeit, hört alle Morgen feine Meß, und wenn er dazu oder davon geht, nimmt er von den armen Unter- tanen die Supplikatioues au. Die Arbeit zu lieben, den Müßiggang als Brunnquell aller Laster zu fliehen hat Max auch den Sohn in feinem Testamente gemahnt. Behaglich hatte der Großvater im Kreise feiner Musiker und Künstler, Spaßmacher und Jagdfreunde das Leben genoffen. Daneben waren in ihren Amtsstuben die Minister und Räte gesessen, deren Aufgabe es war Zustände, Wünsche und Bedürfnisse des Volkes zu erforschen. Die Fühlung zwischen diesen beiden Kreisen war gering, sie hatten sich eher gegenseitig abgestoßen. Jetzt aber, welcher Wechsel! Maximilian war der Gegensatz eines Fürsten, der herrscht und nicht regiert. Seine ganze Regierungsweise, dieses System zahlloser, bis in die kleinsten Einzelheiten eindringenden Vorschriften und, was man bisher weniger gewohnt war als diese, die unablässige und persönliche Überwachung des Vollzugs hat die gewissenhafteste Ausnutzung der Zeit zur Voraussetzung. Keine Kleinigkeit erschien dem Regenten zu geringfügig für feine Sorge; er kümmerte sich um Dinge wie um die Zahl der in der Hofkammer zu heizenden Zimmer. Was Rauke von Joseph Ii. sagt, gilt auch von ihm: ein geborener 2) Augsburger Ratsherr; als Gesandter in diplomatischer Beziehung vielfach verwendet; wertvoll als zuverlässige Quellen sind die Briefe und Tagebücher des schreibfrohen Mannes.
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